Hallo Grit,
ihre Überlegungen sind soweit alle richtig.
Bei der Thematik Fremdbezug vs. Eigenfertigung gibt es grundsätzlich zwei Pain Points. Die Materialbewertung und der Ausweis auf den Konten.
Ausweis Bilanz/GuV:
Hier geht es also um die Bewertungsklasse des Materials.
Das Problem entsteht deshalb, weil der Materialbestand anonym auf Lager liegt. Beim Lagerzugang weis man für gewöhnlich noch, ob der Bestand durch eine Bestellung oder einen Fertigungsauftrag aufgebaut wurde, beim Abgang aber nicht.
Wenn z.B. ein Material sowohl fremdbeschaft wird als Handelsware und gefertigt wird als Fertigfabrikat, dann ergibt sich einen Schiefstand
zwischen der Bestandsveränderung der fertigen/unfertigen Erzeugnisse in der GuV und der Bestandsveränderung laut Bilanz (Endbestand laufender Monat / Anfangsbestand laufender Monat).
Diese Problematik lässt sich nur mit getrennter Bewertung sauber lösen.
Aber: Eine getrennte Bewertung zieht viele weitere Probleme nach sich und erhöht die Komplexität in der Logistik und nachträglich auch im FI/CO, dass ich diese einfach nicht empfehlen kann. Zum Beispiel muss im Lager weiterhin klar sein, welche Ware Eigen und welche Fremd ist. Das kann dazu führen, dass es nun zwei Lagerplätze geben muss, weil die Ware sonst nicht zu unterscheiden wäre. Problematisch bei Warenentnahme und Inventur.
Es gibt keinen Königsweg das Problem zu lösen. Auch die anderen Ideen, wie beschrieben, haben Nachteile.
Gesetzlich ist vorgeschrieben, dass die Bestandsveränderung in GuV und Bilanz übereinstimmen muss.
Sofern die Kollegen aus dem FI das ganze also etwas sportlich sehen, dann reicht es völlig aus im Rahmen des Monatsabschlusses immer eine kleine Korrekturbuchung vorzunehmen. Unschön aus Sicht FI, sicherlich, aber der Schmerz in den Logistikmodulen ist um einiges größer.
Materialbewertung:
Der Bestandswert muss richtig sein. Hier geht es um die Preissteuerung.
Das Problem ist, dass bei Preissteuerung S und einem abweichenden Bezugspreis eben Preisdifferenzen gebucht werden. Die Differenzen müssten aber auf den Bestandswert gebracht werden. Preissteuerung V für ein gefertigtes Material ist hingegen auch keine Lösung.
Die SAP bietet hier zum Glück eine Lösung an. Das Material Ledger mit Ist-Kalkulation.
Bei einer Ist-Kalkulation sind alle Materialien auf S-Preis eingestellt und das System sammelt die auflaufenden Preisdifferenzen. Im Rahmen des Monatsabschlusses im CO können diese Preisdifferenzen dann entlang der Fertigung hochgewälzt werden oder verleiben auch auf der jeweiligen Ebene, weil der Bestand nicht restlos verbraucht wurde. Letzteres ist für sie relevant. Es wird dann also ein Ist-Preis ermittelt, welcher sich dann z.B. als Bewertungspreis für den abgeschlossenen Monat fortschreiben lassen würde. Oder es könnte auch der Deckungsbeitrag im CO-PA mit Ist-Herstellkosten nachbelastet werden.
Aber: Das Material Ledger mit aktivierter Ist-Kalkulation erwartet gute Stammdaten und saubere Prozesse und auch eine Prozessanpassung im Monatsabschluss. Es ist also schon etwas dafür zu tun. Der größte Vorteil ist jedoch, dass das Thema Bestandsbewertung im FI/CO verbleibt - wo das Thema auch hingehört, und man nicht der Logistik (getrennte Bewertung: MAKE, BUY oder MAKE, MAKE) einen Teil der Bewertung überlässt. Die Hoheit über die Bestandsbewertung gehört ins FI/CO.
Fazit:
Die beiden angesprochenen Probleme lassen sich also lösen. Einmal mit einem Workaround und einmal durch die Verwendung einer fortschrittlichen Lösung zur Bestandsbewertung.
Grüße
Size
ihre Überlegungen sind soweit alle richtig.
Bei der Thematik Fremdbezug vs. Eigenfertigung gibt es grundsätzlich zwei Pain Points. Die Materialbewertung und der Ausweis auf den Konten.
Ausweis Bilanz/GuV:
Hier geht es also um die Bewertungsklasse des Materials.
Das Problem entsteht deshalb, weil der Materialbestand anonym auf Lager liegt. Beim Lagerzugang weis man für gewöhnlich noch, ob der Bestand durch eine Bestellung oder einen Fertigungsauftrag aufgebaut wurde, beim Abgang aber nicht.
Wenn z.B. ein Material sowohl fremdbeschaft wird als Handelsware und gefertigt wird als Fertigfabrikat, dann ergibt sich einen Schiefstand
zwischen der Bestandsveränderung der fertigen/unfertigen Erzeugnisse in der GuV und der Bestandsveränderung laut Bilanz (Endbestand laufender Monat / Anfangsbestand laufender Monat).
Diese Problematik lässt sich nur mit getrennter Bewertung sauber lösen.
Aber: Eine getrennte Bewertung zieht viele weitere Probleme nach sich und erhöht die Komplexität in der Logistik und nachträglich auch im FI/CO, dass ich diese einfach nicht empfehlen kann. Zum Beispiel muss im Lager weiterhin klar sein, welche Ware Eigen und welche Fremd ist. Das kann dazu führen, dass es nun zwei Lagerplätze geben muss, weil die Ware sonst nicht zu unterscheiden wäre. Problematisch bei Warenentnahme und Inventur.
Es gibt keinen Königsweg das Problem zu lösen. Auch die anderen Ideen, wie beschrieben, haben Nachteile.
Gesetzlich ist vorgeschrieben, dass die Bestandsveränderung in GuV und Bilanz übereinstimmen muss.
Sofern die Kollegen aus dem FI das ganze also etwas sportlich sehen, dann reicht es völlig aus im Rahmen des Monatsabschlusses immer eine kleine Korrekturbuchung vorzunehmen. Unschön aus Sicht FI, sicherlich, aber der Schmerz in den Logistikmodulen ist um einiges größer.
Materialbewertung:
Der Bestandswert muss richtig sein. Hier geht es um die Preissteuerung.
Das Problem ist, dass bei Preissteuerung S und einem abweichenden Bezugspreis eben Preisdifferenzen gebucht werden. Die Differenzen müssten aber auf den Bestandswert gebracht werden. Preissteuerung V für ein gefertigtes Material ist hingegen auch keine Lösung.
Die SAP bietet hier zum Glück eine Lösung an. Das Material Ledger mit Ist-Kalkulation.
Bei einer Ist-Kalkulation sind alle Materialien auf S-Preis eingestellt und das System sammelt die auflaufenden Preisdifferenzen. Im Rahmen des Monatsabschlusses im CO können diese Preisdifferenzen dann entlang der Fertigung hochgewälzt werden oder verleiben auch auf der jeweiligen Ebene, weil der Bestand nicht restlos verbraucht wurde. Letzteres ist für sie relevant. Es wird dann also ein Ist-Preis ermittelt, welcher sich dann z.B. als Bewertungspreis für den abgeschlossenen Monat fortschreiben lassen würde. Oder es könnte auch der Deckungsbeitrag im CO-PA mit Ist-Herstellkosten nachbelastet werden.
Aber: Das Material Ledger mit aktivierter Ist-Kalkulation erwartet gute Stammdaten und saubere Prozesse und auch eine Prozessanpassung im Monatsabschluss. Es ist also schon etwas dafür zu tun. Der größte Vorteil ist jedoch, dass das Thema Bestandsbewertung im FI/CO verbleibt - wo das Thema auch hingehört, und man nicht der Logistik (getrennte Bewertung: MAKE, BUY oder MAKE, MAKE) einen Teil der Bewertung überlässt. Die Hoheit über die Bestandsbewertung gehört ins FI/CO.
Fazit:
Die beiden angesprochenen Probleme lassen sich also lösen. Einmal mit einem Workaround und einmal durch die Verwendung einer fortschrittlichen Lösung zur Bestandsbewertung.
Grüße
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Zuletzt bearbeitet am 29.05.20 13:27