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Auftragseingang / Auftragsbestand

Wie wir der letzten Umfrage hier im fico-Forum entnehmen können, sind die Kennzahlen Auftragseingang / Auftragsbestand immerhin für 75% der Teilnehmer relevante Größen. Wir sehen auch, dass für ein Drittel derjenigen, die die genannten Kennzahlen in ihrem Unternehmen ermitteln, die Standardmittel in SAP ERP, um diese zu ermitteln (CO-PA und VIS) nicht ausreichen, denn sie greifen zur Eigenprogrammierung oder Add-Ons.

CO-PA und VIS können lediglich den Auftragseingang ermitteln. Den Auftragsbestand muss man dann nach der gängigen Formel errechnen:
Auftragsbestand (neu) = Auftragsbestand (alt) + Auftragseingang - Umsatz.
Diese Rechnung geht nur so lange auf, wie man keine Aufträge in Fremdwährung erfasst. Ein Beispiel:
Zum 1.1. erfasst Unternehmen XY einen Kundenauftragä über 100 USD. Zu diesem Zeitpunkt sind dies umgerechnet 70 EUR. Da Unternehmen XY in EUR berichtet, zeigt es einen Auftragseingang und Auftragsbestand von 70 EUR.
Nach der Lieferung wird der Auftrag über 100 USD fakturiert, durch Wechselkursschwankungen sind dies aber nun umgerechnet 60 EUR. Nach der oben genannten Formel ergibt sich:
Auftragsbestand (neu) = 0 + 70 - 60 = 10.
Obwohl der Auftrag abgeschlossen ist, bliebe also rechnerisch ein Auftragsbestand von 10 EUR.
Es gibt weitere Problemfelder, die dazu führen, dass der Auftragsbestand sich rein rechnerisch in SAP ERP nicht korrekt darstellen lässt - der einzige Weg führt darüber, ihn direkt anhand der offenen Kundenaufträge zu ermitteln. Dies geht nur über Batchjobs, die jeden Tag das System durchforsten, den aktuellen Auftragsbestand ermitteln und diesen dann in irgendeiner Form fortschreiben - in VIS-Strukturen, als CO-PA-Belege oder in einer Z-Tabelle, die dann vom BW ausgelesen wird.
Manche Add-Ons ermitteln auf dieselbe Weise auch den Auftragseingang und verlassen sich nicht auf die Belegfortschreibung in VIS und CO-PA. Dies führt dann freilich dazu, dass die Kennzahlen Auftragseingang, Auftragsbestand und Umsatz nicht mehr miteinander abstimmbar sind - im obigen Beispiel ergäbe sich:
Auftragsbestand = 0 EUR
Auftragseingang = 70 EUR
Umsatz = 60 EUR.
Die Formel Auftragsbestand = Auftragseingang - Umsatz geht in diesem Falle nicht mehr auf.
SAP hat auf absehbare Zeit nicht vor, die vorhandene Funktionalität nachzubessern - für Kunden bleibt somit nur, mit der Unzulänglichkeit zu leben, selbst zu programmieren oder ein Add-On zu erwerben.
----------------
Martin Munzel
SAP-Berater, -Trainer, Autor http://www.martin-munzel.com

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8 Answers

  • CWeber
    CWeber
    Ich möchte noch folgendes hierzu aus erster Hand hinzufügen: Das von Herrn Munzel beschriebene gilt nicht nur bei den beiden Kennzahlen Auftragseingang und Auftragsbestand im SAP Vertriebsinformationssystem (VIS) und der Ergebnisrechnung (CO-PA) sondern auch im Business Warehouse (SAP BW bzw. BI). Hintergrund sind unter anderem ein paar Prozesse im SAP, die Ihre Daten nicht in Tabellen direkt abspeichern sondern bei der Anzeige dynamisch berechnen. Dies tritt ganz extrem bei den Prozessen mit Lieferplänen auf. Hier gibt es Themen wie z.B. unterschiedliche Fortschrittszahlen, Geschäftsjahreswechsel, Ersetzungslogiken bei neuen Abrufen, das Zusammenspiel von Lieferabruf, Feinabruf und Planabruf. Auch Just- in Time (JIT oder JIS) sowie Mengenabrufe der SAP Automotive Branchenlösung können bei beiden kennzahlen nicht kirrekt berücksichtigt werden.
    Folge: alle SAP Anwender, die unter anderem die Prozesse Lieferpläne mit Abrufen, Mengenabrufe oder Produktionssynchrone Abrufe (JIT/ JIS) einsetzen und Ihr Unternehmen mit den beiden oben genannten Kennzahlen steuern, kommen meistens um eine sehr aufwändige Eigenprogrammierung oder ein bestehendes AddOn nicht herum. Das Einzige am Markt existierende AddOn, welches all diese Prozesse abbilden kann ist das MHP AddOn Auftragsbestand/ -eingang. Dies wird von der Firma MHP (www.mhp.de) in enger Abstimmung mit der SAP AG entwickelt. Informationen hierzu können auf der Webseite des Herstellers, der MHP, oder bei der SAP eingesehen werden.
    Ich hoffe, dass ich Ihnen hiermit noch ein paar weitere Informationen geben konnte. Bei Rückfragen können Sie sich gerne jederzeit an mich unter der folgenden EMail cweber@mhp.de wenden.
    Carsten Weber
  • human1970
    human1970
    Hallo,
    der Blog ist zwar schon ziemlich alt, dennoch passt meine Frage genau zu diesem Thema, daher hier auch platziert. Wir wollen den Auftragseingang nach CO-PA übernehmen und haben die dafür erforderliche Einstellung vorgenommen, Ergebnis, der der Auftragseingang wird anhand des Lieferdatums im Kundenauftrag übernommen, aber inklusive Steuer ! Desweiteren wird der Auftragseingang nicht nach Fakturierung abgebaut (Fakturadaten werden natürlich ohne Steuer übernommen).
    Gibt es hier die Möglichkeit einzugreifen, oder sieht SAP dies nicht weiter vor ?
    Besten Dank im Voraus
    Marc Oswald
  • Martin Munzel
    Martin Munzel (Author)
    Hallo Marc,
    das muss damit zusammen hängen, wie Ihr die SD-Konditionen ins CO-PA überleitet. Evtl. habt Ihr da eine Konditionsart erwischt, die den Bruttopreis enthält. Ihr müsstet das entweder umstellen, so dass der Nettopreis übernommen wird, oder zusätzlich die Mehrwertsteuer mit übernehmen und die dann jeweils abziehen.
    Gruß, Martin
    ----------------
    Martin Munzel
    SAP-Berater, -Trainer, Autor http://www.martin-munzel.com
  • human1970
    human1970
    Hallo Martin,
    vielen Dank, die Zuordnung habe wir inzwischen korrigiert und die übernommenen Werte sind nu nauch für Umsatz und Auftragseingang gleich.
    Viele Grüße
    Marc
  • exberliner
    exberliner
    Hallo Martin,
    der letzte Blog-Eintrag ist zwar schon etwas älter, ich würde aber gerne noch einmal auf das Thema AE/AB zurückkommen.
    Der AE wird meines Wissens in die kalkulatorische Ergebnisrechnung fortgeschrieben, wenn aktiviert. Die Ermittlung des AB ist dann nach der von Dir beschriebenen Formel auf Basis AE und Umsatz. Ich nehme an, dass die kombinierte Ergebnisrechnung leider auch nichts an dieser Ermittlungsmethode ändert.
    Wie ist das unter S/4HANA - da setzt SAP ja auf die buchhalterische Ergebnisrechnung, und bildet immer mehr kalk. COPA-Funktionalität ab wie Schichtung, Abweichung und jetzt auch die statistischen Konditionen, Letztere glaube ich mit Hilfe eines Erweiterungsledgers.
    Wie ist das mit dem Auftragseingang, gibt es dazu auch schon eine Lösung in der buchhalterischen Ergebnisrechnung, bzw. dann in der Margin Analysis? Braucht man dann überhaupt dieses fehleranfällige Verfahren (siehe Dein Beispiel Auftrag in FW), wenn man sieht dass es in Richtung predictive Accounting geht und evtl. hier auch auswertbare Daten produziert werden? Link: https://blogs.sap.com/2019/05/13/predict...ders-in-s4hana/
    Wie ist Deine Einschätzung dazu?
    Vielen Dank.
    Grüße
    Exberliner
  • altweidel
    altweidel
    exberliner:
    Hallo Martin,
    der letzte Blog-Eintrag ist zwar schon etwas älter, ich würde aber gerne noch einmal auf das Thema AE/AB zurückkommen.
    Der AE wird meines Wissens in die kalkulatorische Ergebnisrechnung fortgeschrieben, wenn aktiviert. Die Ermittlung des AB ist dann nach der von Dir beschriebenen Formel auf Basis AE und Umsatz. Ich nehme an, dass die kombinierte Ergebnisrechnung leider auch nichts an dieser Ermittlungsmethode ändert.
    Wie ist das unter S/4HANA - da setzt SAP ja auf die buchhalterische Ergebnisrechnung, und bildet immer mehr kalk. COPA-Funktionalität ab wie Schichtung, Abweichung und jetzt auch die statistischen Konditionen, Letztere glaube ich mit Hilfe eines Erweiterungsledgers.
    Wie ist das mit dem Auftragseingang, gibt es dazu auch schon eine Lösung in der buchhalterischen Ergebnisrechnung, bzw. dann in der Margin Analysis? Braucht man dann überhaupt dieses fehleranfällige Verfahren (siehe Dein Beispiel Auftrag in FW), wenn man sieht dass es in Richtung predictive Accounting geht und evtl. hier auch auswertbare Daten produziert werden? Link: https://blogs.sap.com/2019/05/13/predict...ders-in-s4hana/
    Wie ist Deine Einschätzung dazu?
    Vielen Dank.
    Grüße
    Exberliner

    Kleiner Beitrag zum Thema:
    Wir hatten in 2018 Kontakt mit der SAP-Entwicklung zum Thema AE und insbesondere zum Thema Auftragsbestand. Dabei lernten wir, dass eine konsistente Fortschreibung des AE/AB, unter Berücksichtigung von allen denkbaren Korrekturen wie Stornierungen etc. über ein Exit angeboten wird - was natürlich Zusatzkosten verursacht.
    Wir wurden darüber auch informiert, dass der Auftragsbestand innerhalb der kombinierten Ergebnisrechnung ab EHP7 im Standard ohne weitere Lizenzkosten verfügbar ist. Da die kombinierte Ergebnisrechnung nur auf Einzelposten basiert wäre eine HANA von Vorteil; ansonsten könnte man nur aus dem BW heraus reporten.
    Viele Grüße, altweidel
  • exberliner
    exberliner
    Hallo altweidel,
    kombinierte Ergebnisrechnung - weiß nicht wie die Verbreitung ist, und es läuft ja parallel zum Universal Journal, da ist die Frage der Zukunftsfähigkeit langfristig gesehen.
    Exberliner
  • Martin Munzel
    Martin Munzel (Author)
    Hallo Exberliner,
    ich schreibe dazu gleich einen eigenen Blogbeitrag!
    Viele Grüße,
    Martin
    ----------------
    Martin Munzel
    SAP-Berater, -Trainer, Autor, Geschäftsführer Espresso Tutorials GmbH
    martin.munzel@espresso-tutorials.com