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Verständnisfrage zu Nachbewertung mit Isttarifen

Hallo Zusammen,
kann mir jemand erklären, was bei einer Nachbewertung mit Isttarifen genau passiert? Die Doku gibt irgendwie da nicht genug her...
Ich habe verstanden, dass beim Monatsabschluss der Isttarif für die vergangene Periode errechnet werden kann. Also Istkosten auf der Kostenstelle / Ist-Leistung. Diesen Isttarif kann ich nachbewerten z.b. auf dem Produktionsauftrag. Was passiert da genau? Der WE aus Produktion wurde ja mit dem Standardpreis gebucht, evtl. Abweichungen wie Menge und Zeit in die Ergebnisrechnung abgerechnet. Aber halt zum Plantarif. Bucht dann die die Nachbewertung mit Isttarifen Kosten auf den Produktionsauftrag die dann wiederum in die Ergebnisrechnung als Abweichung abgerechnet werden? Falls dem so ist, kann man dafür ein gesondertes Wertfeld zuordnen?
Danke!
Exberliner

Zuletzt bearbeitet am 11.08.16 11:15

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5 Answers

  • User #44435
    User #44435
    Hallo Exberliner,
    die Nachbewertung zu Isttarifen findet im Monatsabschluss vor der Zuschlagsberechnung, Abweichungsermittlung und Abrechnung von Produktkostensammlern oder Fertigungsauafträgen statt.
    Zunächst wurden während des Monats ja alle Leistungen anhand der Arbeitspläne mit einem Plantarif gebucht. Der Plantarif wurde berechnet, indem alle Plankosten in KP06 (oder wahlweise auch nur die Kosten, die für eine bestimmte Leistungsart geplant wurden) einer Fertigungskostenstelle durch deren geplanten Leistungsoutput in KP26 geteilt wurden.
    Bsp: Komplette Plankosten: 10.000€, geplante Leistung: 200h, das ergibt einen Plantarif= 50€/h.
    Abweichungen, die in das CO-PA abgerechnet werden können, konnten nur entstehen, wenn Minder- oder Mehrverbrauch der Leistung erfasst wird und dann nur als "Mengenabweichung".
    Die meisten Firmen wirtschaften aber nicht in einer idealen Welt und treffen seltsamerweise nicht immer ihre Planzahlen. Dann bleibt eine Delta auf der leistenden Kostenstelle und der Verantwortliche lacht oder weint.
    Mit dem Isttarif kann dieses Delta nun auf alle produzierten Produkte verteilt werden, an deren Fertigung diese Kostenstelle beteilitgt war.
    Bsp: Komplette Istkosten: 10.640€, Istleistung: 190h, das ergibt einen Isttarif von 56€/h.
    Mit der Transaktion KSII wird der ausgerechnet und das Delta zum Plantarif mit CON1 oder CON2 auf die entsprechenden Aufträge nachgebucht.
    Nun ist das Delta der Kostenstelle = 0€ und vom Auftrag können in das CO-PA nun Mengen- und Preisabweichungen abgerechnet werden.
    Ob so eine Nachbewertung ohne Material Ledger Sinn macht, darüber lässt sich herrlich streiten.
    Christian
  • exberliner
    exberliner (Author)
    Hallo Christian,
    danke für die Erläuterung und das Beispiel. Was wären denn aus Deiner Sicht die Vorteile, und was die Nachteile - oder anders gefragt, worüber kann man streiten? Kann man die Isttarifermittling auch nur Analyse machen ohne die Nachbewertung durchzuführen und die Kosten anhand der Plantarife den Isttarifen gegenüberstellen, evtl. auch in COPA?
    Material Ledger haben wir im Einsatz: in Brasilien mit Istkalkulation, ansonsten vorgangsbezogen um die Konzernbewertung abbilden zu können.
    Wenn ich das richtig verstehe, ist da die Nachbewertung überflüssig, weil Teil der Istkalkulation. Allerdings bedeutet das ML mit Istkalkulation großen Aufwand für den Monatsabschluss. Ich war damals beim AC530 in Walldorf, der Dozent war selber nicht begeistert von dieser Idee.
    Ich vermute, man kann das ML mit Istkalkulation auch nur Legal und Konzern machen, nicht vorgangsbezogen für Legal und ein-/mehrstufig für die Konzernbewertung, oder?
    Machen viele Firmen die Nachbewertung mit Istkosten? Bei uns geistern die Begiffe Istkosten, Istkalkulation herum und wird viel diskutiert und viele sind dafür, und auch Ist-Währungskurs statt Planungskurs P.
    Sorry, wenn ich so viele Fragen habe...
    Danke, Exberliner

    Zuletzt bearbeitet am 11.08.16 15:15

  • User #44435
    User #44435
    Problematisch mit Istkosten-verrechnung ist, das z.B. in einem Monat mit 3 Wochen Werksurlaub ja trotzdem Lohnkosten und Abschreibungen für Maschinen gebucht werden, die dann komplett auf die in der übrigbleibenden Woche produzierten Teile verrechnet werden. Dem kann man natürlich wieder begegnen, indem man vorher bestimmte Kostenblöcke abgrenzt, aber es wird ja nicht gerade übersichtlicher durch solche Buchungen.
    Die Nachbewertung ist nur überflüssig, wenn die Leistungsverrechnung im Customizing der Istkalkulation so eingestellst ist. Man kann es auch so einstellen, dass man die Nachbewertung verwendet (oder gar keine Leistungen nachverrechnet).
    Legal mit Istkosten und Konzernbewertung mit Standardkosten sollte mit der BusinessFunction COGM gehen, aber Erfahrung habe ich da keine.
    In Deutschland ist das ML meiner Meinung nicht sehr verbreitet, die meisten Firmen (und ihre Wirschaftsprüfer) sind mit Standardkosten und Abweichungen ganz glücklich. In anderen Ländern ist es Pflicht (wie bei euch in Brasilien) und siehe da: obwohl es komplex ist, bekommen die das hin.
  • exberliner
    exberliner (Author)
    Hi Christian,
    danke...Stimmt, vor ML schrecken viele zurück. Dabei ist das ML vorgangsbezogen einzurichten gar nicht kompliziert und hat etliche Vorteile...
    Kann man die Isttarifermittling auch nur Analyse machen ohne die Nachbewertung durchzuführen und die Kosten anhand der Plantarife den Isttarifen gegenüberstellen, evtl. auch in COPA?
    Danke & Grüße
    Exberliner
  • exberliner
    exberliner (Author)
    Hallo Christian,
    ich habe das mal ausprobiert, d.h. Leistungen verrechnet, den Isttarif ermittelt (bei Verrechnung zwischen Kostenstellen wird lt. Customizing bei uns sofort mit einem eigenem Vorgang nachbewertet), dann einen Produktionsauftrag durchgezogen und auch hier nachbewertet. Ist immer gut, wenn man sieht, was passiert.
    Zum Deinem Punkt trefflich streiten, ob das Sinn macht. Ich habe mich mit einem Controller bei uns unterhalten und der hat gleich abgewunken, weil dadurch die Abweichungen weitergeschoben werden und der Kostenstellenverantwortliche immer fein raus ist... Leuchtet mir ein...
    Danke nochmal für deine Erklärung und Hinweise...
    Grüße
    Exberliner