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Fast Close - nicht allein eine Frage des Konsolidierungstools

Liebe Leser,
wie im letzten Beitrag schon angekündigt, möchte ich Ihnen einige Aspekte einer qualitativ hochwertigen Konsolidierungsvorbereitung vorstellen.
Betrachtet man den Prozess der Konsolidierung und auch insbesondere den Auswahlprozess von Software für Konsolidierung, dann wird in diesem Zusammenhang ein Thema oft erst im Nachgang oder gar nicht berücksichtigt: Die Anlieferung bzw. Zurverfügungstellung von qualitativ hochwertigen Meldedaten an das entsprechende Konsolidierungssystem.
Zumindest lässt das hohe Interesse an diesem Thema, welches gleichermaßen aus fachlichen und technischen Bereichen der Unternehmen kommt, darauf schließen, dass hier viel Optimierungspotenzial besteht (siehe letzter Blogbeitrag – Umfrage bei der DSAG). So gibt es viele Konzernunternehmen, bei denen die Anlieferung der Daten mittels manueller Eingaben über Excel-Files oder Formularen erfolgt.
Und genau hier liegt das Problem. Sobald die Frequenz der Konsolidierung auf quartalsweise oder monatlich steigt, ist es mit hohem Aufwand verbunden, diese Informationen zeitnah und in hoher Qualität zu liefern. Qualität bedeutet in diesem Fall, dass die Meldedaten mit allen notwendigen Informationen wie Bewegungsdaten für die Erstellung der Spiegelberichte oder Partnerinformation für die eigentlichen Konsolidierungsvorgänge auch wirklich mit den Daten, die sich im operativen ERP-System befinden, übereinstimmen.
Zeitnah heißt, dass Buchungen im operativen System, wie z.B. HB-II Anpassungen, dann auch sofort in das Konsolidierungssystem übertragen werden können, ohne erst stundenlang an Excel „herumzubasteln“. Hier schlummern die Potenziale den „fast close Prozess“ noch weiter zu optimieren.
Um diesen Anforderungen gerecht zu werden, bietet SAP im ERP-System – und hierauf möchte ich mich jetzt konzentrieren – eine Vielzahl von Möglichkeiten.
Eine Anlieferung kann auch in Kombination mit einem BW oder SAP BO FIM (Financial Information Management) erfolgen. Grundlegend aber ist, dass die Basis stimmt, und das ist nun mal das ERP-System.
Im ERP System sind dementsprechend mehrere Punkte zu beachten, z.B., :

    Es muss sichergestellt werden, dass die Buchungen im FI die Informationen zu Partnern / Bewegungsarten enthalten – Stichwort ist hier insbesondere auch die Verwendung von Belegarten. Hier wird definiert, ob Partnerinformationen bei der Buchung von Forderungen oder Verbindlichkeiten auch an die Gegenbuchung vererbt werden.


    Konsolidierungsbewegungsarten können auch für den Bereich Eigenkapital und Rückstellungen gebucht werden. Dazu müssen diese entsprechend definiert werden. Standardmäßig vorhanden ist eine Zuordnung von Bewegungsarten des FI-AA auf Konsolidierungsbewegungsarten im Bereich des Anlagevermögens.


    Bei Verwendung separater Bereiche für Anpassungsbuchungen (für Zwecke der parallelen Rechnungslegung Stichwort Micky-Mouse Technik) muss gewährleistet sein, dass eine korrekte Zuordnung der Ergebnisvortragskonten erfolgt und dass beim Buchen keine Vermischung zwischen den Rechnungslegungs-Bereichen erfolgt - z.B. durch entsprechende Validierungen.


    Die Erzeugung von Datenextrakten muss schnell und möglichst programmtechnisch erfolgen. Es ist hier z.B. kritisch (je nach Datenvolumen), Einzelposten aus dem FI als Basis zu verwenden – egal, ob diese dann im ERP-System selbst oder erst über ein BW bereitgestellt werden. Selbst bei Verwendung des Deltaverfahrens im BW müssen die Einzelposten später im weiteren Datenfluss auf konsolidierungstaugliche Größe verdichtet werden – ein nicht unerheblicher Zeitfaktor.


    Form der GuV: Wird die GuV nach dem Gesamtkosten- oder Umsatzkostenverfahren (UKV) aufgestellt?

Die SAP hat dem unter anderen dadurch Rechnung getragen, dass es standardmäßig die Möglichkeit gibt, ein sogenanntes Konsolidierungsvorbereitungsledger einzurichten und als Basis für die Datenbereitstellung zu nutzen. Dieses Ledger – eine Form der Speziellen Ledger – ist für die GuV nach dem Gesamtkostenverfahren geeignet, für die klassische Abbildung des UKV fehlt der Funktionsbereich.Das grundsätzliche Prinzip hier ist, dass es eine separate Tabelle (GLT3) gibt, die die Buchungen aus dem FI in komprimierter Form aufnimmt. Das passiert- nach Aktivierung - online bei jeder Buchung.
Dadurch, dass die Struktur der Tabelle nur die wichtigsten – konsolidierungsrelevanten – Informationen enthält, werden alle Buchungen aus dem FI mit den jeweils gleichen Merkmalsausprägungen in einer Datenzeile dieser Tabelle kumuliert abgelegt. Wichtige Felder sind – neben dem Buchungskreis, dem Konto und Geschäftsjahr – eben auch die Konsolidierungsbewegungsart und das Partnerunternehmen.

Zuletzt bearbeitet am 30.04.12 09:55

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7 Answers

  • jens_uwe_klempien
    jens_uwe_klempien (Author)
    Die Datenmeldung kann wiederum über verschiedene Wege erfolgen. Entweder wird das Standardverfahren – Erzeugung eines Extrakts an die Konsolidierung – im Rahmen des Bilanzreportings (RFBILA00) genutzt. Dann erfolgt hier – über eine entsprechende Bilanzstruktur – auch die Zuordnung der Konten zu den Konsolidierungspositionen. Oder die Tabelle wird programmtechnisch ausgelesen und ein Mapping auf Konsolidierungspositionen erfolgt dann über Programme und Mappingtabellen. Das kann im ERP –System oder auch im angeschlossenen BW erfolgen.
    Eine– und aus meiner Sicht flexiblere Alternative – stellt die Verwendung eines eigenen kundendefinierten Ledgers dar.
    Die Definition eines solchen Ledgers ist im Standard Customizing hinterlegt. Es gibt gegenüber dem Konsolidierungsvorbereitungsledger u.a. folgende Vorteile:
      Es können problemlos zusätzliche – in der GLT3 nicht vorhandene – Felder in die Tabellenstruktur aufgenommen werden


      Die Regeln, nach denen definiert wird welche Information wie an das kundendefinierte Ledger übergeben werden, können flexibel und sogar buchungskreisspezifisch ausgeprägt werden. Das geht bis zur Verwendung von Userexits bei der Befüllung der Felder.


      Es können Einzelposten für alle oder nur bestimmte Buchungsvorgänge des FI auch in dem Ledger geführt werden.


      Das Ledger kann bebucht werden. Das muss natürlich entsprechend berechtigt werden, es bieten sich aber hiermit verschiedene Einsatzzwecke, u.a. die Buchung von Anpassungen, falls diese nicht im originären FI gebucht werden sollen – und vor allem der Aufbau des initialen Anfangbestandes / Saldovortrags. Das kann manuell oder per Batch-Input erfolgen. Wer schon einmal versucht hat, im oben genannten Konsolidierungsvorbereitungsledger manuell Daten zu erfassen – das geht über die Transaktion GC41 – der weiß, was ich meine. Diese Transaktion ist ein wenig „anwenderunfreundlich“.


      Oft wird der initiale Datenbestand dadurch erzeugt, indem die Salden aus dem Hauptbuch (Tabelle GLT0) als Basis genommen und per Programm eingespielt werden. Der Knackpunkt hier: Anschließend müssen die Salden im Bereich der Anlagen oder Forderungen / Verbindlichkeiten auch noch auf die Bewegungsarten bzw. Partnerunternehmen aufgeteilt werden, weil diese Information nicht in den Salden des Hauptbuchs vorhanden ist. Auch hier können wiederum – mit einfachen Programmen oder manuell – über die Bebuchbarkeit des Ledgers die entsprechenden Informationen erzeugt werden
    .

      Das eigendefinierte Ledger kann ein abweichendes Geschäftsjahr nutzen. Damit entsteht weniger Aufwand bei der Datenbereitstellung, weil z.B. der Ergebnisvortrag im Ledger in einer Periode erzeugt werden kann, welche den Konzernvorgaben entspricht.


      Kundendefinierte Ledger können auch – wie die GLT3 per Standard mit dem FI-Hauptbuch abgeglichen werden. Damit kann zusätzlich die Datenqualität dokumentiert werden.


      Das Ledger ist relativ schnell eingerichtet –mit deutlich weniger Aufwand als das Neue Hauptbuch – das natürlich immer eine weitere Option darstellt (siehe dazu weiter unten).

    Es gibt sicher noch den einen oder anderen Vorteil. Allerdings muss das Mapping SAP-Konto auf Konzernposition noch vorgenommen werden. Das kann aber auch ein Vorteil sein, weil möglicherweise ein buchungskreisspezifisches Mapping erforderlich ist oder weil entsprechende Pflegetabellen zur Verfügung stehen, die es dem Fachbereich erlauben, dieses Mapping durchzuführen. Auch hier gilt: Das kann im ERP –System erfolgen oder auch in einem BW, weil man z.B. im BW bei mehreren angeschlossenen ERP-Systemen nur einmal die Pflege und Umsetzung des Mappings einzurichten hat anstatt dies in jedem ERP System zu tun.
    Falls ein SEM-BCS oder SAP BO-PC (Netweaver) zur Anwendung kommt, besteht natürlich noch die Möglichkeit, die BW Cubes als direkte Datenquelle für das Konsolidierungssystem zu nutzen – sozusagen die Krönung – eine vollautomatische Anbindung auf Knopfdruck – ohne Medienbrüche . Änderungen im operativen System sind in wenigen Minuten an das Konsolidierungssystem übermittelt.
    Beim BO-FC kann hier dann ein FIM angeschlossen werden oder man erzeugt entsprechende Flatfiles im BW.
    Und wer will, kann sich die Daten im BW vorab reporten lassen – vielleicht auch schon bevor der Abschlussstress beginnt und eben ohne, dass die Daten schon in das Konsolidierungssystem geladen werden.

    Die Daten der Nicht-SAP Systeme habe ich hier nicht berücksichtigt, weil natürlich auch hier wieder eine Unzahl an Möglichkeiten existiert (Flatfile, BW-Planungslayouts, Layouts im Konsolidierungssystem …), die den Rahmen hier sprengen würden.

    Zuletzt bearbeitet am 30.04.12 09:53

  • jens_uwe_klempien
    jens_uwe_klempien (Author)
    Übrigens –mittels des hier genannten Verfahrens – über Spezielle Ledger und BW - sind Kunden in der Lage, ein monatliches Abschlussreporting zum vierten Arbeitstag sicherzustellen – schnell und in hoher Qualität. Eine grundlegende Voraussetzung ist natürlich, dass alle vorbereitenden Abschlussarbeiten vor dem Monatsende gewissermaßen sauber durchlaufen.
    Wie schon gesagt, kann bei Nutzung des Neuen Hauptbuch auf die Einrichtung eines eigenen Ledgers verzichtet werden, weil auch das neue Hauptbuch bereits die beschriebenen Vorteile beinhaltet. Aber sehr viele Unternehmen benutzen noch das klassische Hauptbuch oder die Systemlandschaft ist so heterogen, dass nur wenige Gesellschaften das Neue Hauptbuch nutzen, so dass die hier beschriebene Option immer wieder zur Anwendung kommen kann.
    Wie sind Ihre Erfahrungen mit der Datenbereitstellung?
    Wo besteht aus Ihrer Sicht Verbesserungs- oder Optimierungspotenzial?
  • Belay
    Belay
    Hallo Herr Klempien,
    in Ihrem Beitrag haben Sie über die Tabelle GLT3 und die Transaktion die GC41 gesprochen.
    Ich habe am 11.02.2012 eine Frage über die Transaktion GC41 und die Tabelle GLT3 in Verbindung mit New/GL im Forum geschrieben.
    Bei uns ist NEW/GL aktiv und im Einsatz. Nach Aktivierung des neuen Hauptbuchs (NEW/GL) kann der Anfangsbestand der GLT3 mit Hilfe der Transaktion GC41 nicht erzeugt werden und die GLT0 wird nicht fortgeschrieben.
    Gibt es zur Transaktion GC41 eine alternative neue Transaktion oder ein neues Programm im Einsatz des NewGL oder ist die Transaktion GC41 von der SAP ersatzlos gelöscht?
    Vielen Dank im Voraus.
    Mit freundlichen Grüßen
    Belay
  • jens_uwe_klempien
    jens_uwe_klempien (Author)
    Hallo Belay,
    laut SAP ist die Transaktion auch bei Verwendung des Neuen Hauptbuchs einsetzbar. Es gibt hier die Hinweise 1256119 und 971396. Im letzteren wird die Programmlogik der manuellen Erfassung über die GC41 erweitert, "so dass diese auch bei Verwendung des neuen Hauptbuchs einsetzbar ist".
    Es muss mindestens das Patch SAPKH50015 für Release 500 und SAPKH60007 für Release 600 eingespielt sein.
    Ich hoffe, das hilft weiter, der letzte Hinweis ist allerdings von 2006.
    Viele Grüße
    Jens-Uwe Klempien
  • Belay
    Belay
    Hallo Herr Klempien,
    vielen Dank für Ihre schellen Antwort und die beiden Hinweise. Die beiden Hinweise sind mir schon bekannt, da ich mich mit der Problematik der Transaktion GC41 beschäftigt und die zwei Hinweise im SAP OSS gefunden habe. Dann habe ich am 11.02.2012 meine Frage über die Transaktion GC41 und die Tabelle GLT3 in Verbindung mit New/GL im Forum geschrieben.
    Wir haben SEM-BCS im Einsatz und das SEM-BCS wurde in der Summentabelle FAGLFLEXT aufgenommen. Der Hinweis 1256119 gilt für uns nicht, nur für das Modul EC-CS. Wie Sie erwähnt haben, ist der Hinweis 971396 alt. Wir haben zur Zeit das Patch SAPKH60409 für Release 604 und das Patch SAPKH60007 kann nicht eingespielt werden.
    Ich denke, dass die Transaktion GC41 nach Aktivierung des New/GL nicht mehr funktionieren kann sie wurde von der SAP ersatzlos gelöscht.
    Vielen Dank nochmals.
    Mit freundlichen Grüßen
    Belay
  • hechtangler_tom
    hechtangler_tom
    Hallo Herr Klempien,
    ich steh gerade irgendwie auf dem Schlauch. Ich will das Konsolidierungsvorbereitungsledger aktivieren weiß aber nicht so recht wie. Ich habe versucht Daten mit der Transaktion OCN1 zu übernehmen das hat aber irgendwie noch nicht funktioniert. Wäre schön, wenn Sie mir hier weiterhelfen könnten. Wir haben kein NewGL im Einsatz.
    Gruß Tom
  • jens_uwe_klempien
    jens_uwe_klempien (Author)
    Hallo Tom,
    fdie Einstellungen zur Aktivierung des Konsolidierungsvorberietungsledgers finden sich im Customizing unter Unternehmenscontrolling - Konsolidierung - Integration - Vorbereitung im Sendersystem.
    Hier gibt es dann den Punkt Vorbereitung und Aktivierung des Datentransfers. Dort "Periodischer Extrakt aus Konsolidierungsvorbereitungsledger" mit Angaben zu allgemeinen Parametern wie Ledgerwährung oder logischer Dateiname (der ist aber nur relevant, wenn Sie den periodischen Extrakt aus dem Bilanzreporting RFBILA00 erzeugen wollen).
    Unter Datentransfer aktivieren kommt man letztendlich zum entscheidenden Punkt, hier müssen Sie EC-CS als Konsolidierungssystem auswählen und anschließend unter Details EC-CS die Methode für die Gesellschaftskonsolidierung wählen - hier periodischer Extrakt.
    Achten Sie auch darauf, dass Sie die in der Unternehmensstruktur die Buchungskreise den Gesellschaften zugeordnet haben.
    Mit der erwähnten Transaktion OCN1 können Sie immer nur die Daten der einzelnen Perioden nachbuchen. Die Behandlung des Saldovortrages ist aber ein eigenes Thema und richtet sich danach, ob Sie die alten Geschäfstjahre per OCN1 nachbuchen können und dann jahresweise den Saldovortrag durchführen können oder nicht (oder ob das zu aufwändig ist).
    Alternativ kann der Saldovortrag z.B. für das Vorjahr per Programm eingespielt werden, wobei wiederum auf die richtige Aufteilung der Bewegungsarten (hier in der Regel aber nur die kumulierten AHK und AFA ) und insbesondere Partner (VBUND) - Kennzeichen zu achten ist. Diese Aufteilung kann manuell erfolgen, ist aber mühselig (Transaktion GC41).
    Viele Grüße
    Jens-Uwe Klempien